Konferenzbericht
Programm
Die Konferenz wird aufgrund der gegenwärtigen
Pandemie-Situation online stattfinden. Jüdische Jugendkulturen und Jugendbewegungen entwickelten sich auch im Zusammenhang eines neuen Jugendbegriffes, der sich um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum Mitteleuropas etablierte. Ein Gefühl des Aufbruchs und die Suche nach eigenen Wegen kennzeichneten die beteiligten jugendbewegten Generationen. Ihre Antworten auf die Fragen nach jüdischer Tradition und Zukunft, nach nationaler, religiöser und sozialer Gemeinschaft sowie nach einer neuen Erziehung und nach einem gerechten Verhältnis der Geschlechter waren vielgestaltig, zum Teil auch kontrovers. In den Beiträgen der Konferenz werden Aspekte dieser Bewegungen aufgenommen und um transnationale und gender-spezifische Perspektiven auf intergenerationale Prozesse und die historisch-politischen Rahmenbedingungen der Zwischenkriegszeit erweitert. Im Mittelpunkt stehen dabei Traditionen, Vielfalt und Internationalität der jüdischen Jugendbewegungen, Hachschara und (Jugend-)Alija sowie Entwicklungen zionistischer Erziehungsvorstellungen zwischen Mitteleuropa und Palästina. |
The conference will be held online due to the current
pandemic situation. A new concept of youth had been established in the German-speaking countries of Central Europe by the turn of the 20th century. In this context, the younger generations involved in the development of Jewish youth cultures and movements were characterised by a sense of new beginnings and a desire to find their own paths. Their answers to the questions of Jewish tradition and future, of national, religious and social community, and of a new relationship between the sexes and generations were diverse. The contributions to the conference will take up aspects of these movements and expand them to include transnational and gender-specific perspectives, intergenerational processes and the historical-political conditions of the interwar period. The focus will be on the traditions, diversity and internationality of Jewish youth movements, on hachshara and (youth) aliyah, as well as developments in Zionist ideas of education between Central Europe and Palestine. |
Donnerstag, 4.3.2020
10.00 Uhr Ofer Ashkenazi und Ulrike Pilarczyk, HU Jerusalem/TU Braunschweig Begrüßung Grußwort der Präsidentin der TU Braunschweig, Prof. Dr. Katja Koch 10.45 Uhr Break/Pause Panel 1: Wegmarken. Zionistische Ideen und Erziehungskonzepte zwischen Deutschland und Palästina. Moderation: Moshe Zimmermann 11.05 Uhr Rose Stair, University of Oxford “Jungjüdisch” Zionism: the German cultural Zionist construction of youth in its generational and gendered context 11.25 Uhr Esther Carmel-Hakim, University of Haifa Dr. Chana Maisel and Agricultural Training for Young Women 12.15 Uhr Lunchbreak/Mittagspause 13.15 Uhr Shmuel Vardi, Universität Potsdam/MMZ Trans/Formation: The „new Hebrew national education“. 13.35 Uhr Ofri Ilany, Tel Aviv University The Erotic Leader: The Case of Walter Moses and the Blau Weiss 14.30 Uhr Break/Pause Panel 2: Zwischen-Räume. Wechselwirkungen und Beziehungsgeschichten jüdischer Jugend- bewegung. Moderation: Mirjam Zadoff 15.05 Uhr Ulrike Pilarczyk, TU Braunschweig Einmal Kibbuz und zurück. Bündisch zionistische Jugend und Erziehung zwischen Deutschland und Palästina 1928-1933 15.25 Uhr Rona Yona, Tel Aviv University What Poland can teach Germany. Transnational aspects of Zionist youth migration 16.15 Uhr Break/Pause 16.45 Uhr Anca Filipovici, Romanian Institute for Research on National Minorities, Cluj-Napoca Alternative identities at the periphery of a national(ist) state. Jewish youth organizations in 1930s Romania 17.05 Uhr Rebecca Grossmann, HU Jerusalem Geographies of Defiance: Cross-National Mobilities of German-Jewish Youth, 1929-1939 |
Moderator*innen:
Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum, Direktorin des Zentrums für Antisemitismusforschung, TU Berlin Dr. Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrums München Prof. Dr. Miriam Rürup, Direktorin des Moses-Mendelsohn-Zentrums Potsdam Prof. Dr. em. Moshe Zimmermann, Jerusalem Prof. Dr. em. Micha Brumlik, Berlin Veranstalter*innen
DFG-Projekt „Nationaljüdische Jugendkultur und zionistische Erziehung in Deutschland und Palästina zwischen den Weltkriegen“ (Prof. Dr. Ulrike Pilarczyk, TU Braunschweig/Prof. Dr. Ofer Ashkenazi, HU Jerusalem) www.juedischejugendkultur.de Technische Universität Braunschweig, Institut für Erziehungswissenschaft https://www.tu-braunschweig.de/allg-paed Hebrew University Jerusalem, Richard Koebner Minerva Center for German History https://koebner.huji.ac.il/ Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg https://www.selma-stern-zentrum.de/ |
Freitag, 5.3.2020
10.00 Uhr Bettina Reimers/Annett Krefft/Henriette Hiller,BBF Berlin/TU Braunschweig Forschungs-Daten-Management im DFG-Projekt „Nationaljüdische Jugendkultur“ 10.30 Uhr Break/Pause Panel 3: Fokus Jugend-Alija – als Erziehungs- und Rettungsprojekt. Moderation: Stefanie Schüler-Springorum 10.50 Uhr Beate Lehmann, TU Braunschweig Vom Jüdischen Volksheim in Berlin zur Jewish Agency: Werner Senator (1896-1953) 11.10 Uhr Marco Kißling, TU Braunschweig Transatlantische Korrespondenzen: Die Organisation der Jugendalija zwischen New York, Jerusalem, London und Berlin 1934-1939 12.00 Uhr Lunchbreak/Mittagspause 13.00 Uhr Miriam Szamet, HU Jerusalem Reading and Teaching a New Land simultaneously: Hanoch Reinhold-Rinott’s early work for the Youth Aliya. 13.20 Uhr EinatNachmias, Independent Researcher, Israel What do the group journals of youth societies in the years 1939-1942 tell us? 14.15 Uhr Break/Pause Panel 4: Unterwegs. Wege jüdischer Jugendbewegung aus Deutschland. Moderation: Miriam Rürup 14.50 Uhr Knut Bergbauer, TU Braunschweig Unterwegs. Jüdische Jugendbewegung aus Deutschland in Europa 15.10 Uhr Verity Steele, University of Southhampton Tensions between the Transnational and Diasporic, the Local and the Global: The case of Brit Chalutzim Dati’im (Bachad) – a youth movement in transit 16.00 Uhr Break/Pause 16.30 Uhr Lieven Wölk, HU Berlin „Wir alle sind jüdischer geworden. Sollen wir uns schämen, das einzugestehen?“ – Weibliche Stimmen in einem deutschgesinnten jüdischen Jugendbund 16.50 Uhr Wiebke Zeil, HU Berlin „... wir wollen ein bewusstes, tapferes, sauberes und geistiges Leben führen.“ Das jüdische Auswandererlehrgut Groß-Breesen im Spiegel zeitgenössischer Dokumente Samstag, 6.3.2020
Panel 5: Vom Galut nach Eretz – Jüdische Pioniere in Europa. Moderation: Micha Brumlik 10.05 Uhr Silvia Goldbaum Tarabini Fracapane, Independent Reseacher, France Young Jews on Hachsharah in Denmark 10.25 Uhr Daniela Bartáková, Masaryk Institute and Archive, Praha From Galut to Eretz – Jewish pioneer youth in interwar Czechoslovakia 10.45 Uhr Hans Schippers, Independent Reseacher, Netherlands German Palestine Pioneers in the Netherlands 11.45 Uhr Lunchbreak/Mittagspause 12.45 Uhr Ofer Ashkenazi und Ulrike Pilarczyk, HU-Jerusalem/TU Braunschweig Abschlussdiskussion Each panel will be moderated (5 minutes), each two presentations
will be followed by a discussion of about 25 minutes. Jedes Panel wird anmoderiert (5 Minuten), nach jeweils zwei Vorträgen schließt sich eine Diskussion von ca. 25 Minuten an. |
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Call for Papers
Jüdische Jugend im Übergang/Jewish Youth in Transit.
4. bis 6. März 2021; Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg (ZJS) in Berlin.
Organisation: Prof. Dr. Ulrike Pilarczyk (TU Braunschweig/DFG Projekt)
Internationale Konferenz des DFG-Projekts: Nationaljüdische Jugendkultur und zionistische Erziehung in Deutschland und Palästina zwischen den Weltkriegen (TU Braunschweig/HU Jerusalem)Zur Bearbeitung hier klicken.
4. bis 6. März 2021; Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg (ZJS) in Berlin.
Organisation: Prof. Dr. Ulrike Pilarczyk (TU Braunschweig/DFG Projekt)
Internationale Konferenz des DFG-Projekts: Nationaljüdische Jugendkultur und zionistische Erziehung in Deutschland und Palästina zwischen den Weltkriegen (TU Braunschweig/HU Jerusalem)Zur Bearbeitung hier klicken.
Deutsch
Jüdische Jugendkultur und Jugendbewegung entfalteten sich im Zusammenhang eines neuen Jugendbegriffs, der sich zur Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum Mitteleuropas etablierte. Damit waren nicht nur Räume zur individuellen und kollektiven Gestaltung des Übergangs ins Erwachsenenleben, sondern auch für vielgestaltige Suchbewegungen eröffnet: nach jüdischer Tradition und Zukunft, nach nationaler, religiöser, sozialer Gemeinschaft, nach einem neuen Verhältnis der Geschlechter und Generationen – und nach einer neuen Erziehung. Spezifischer Ausdruck dieser Entwicklung war die Entstehung national differenter, transnationaldifferenter vernetzter jugendkultureller Bewegungen, die mehrere (Jugend-)Generationen erfassten. Sie wurden wesentlich von der jüdischen Jugendbewegung geprägt, die übergreifend ein Konzept von Selbsterziehung proklamierte. Nach dem Ersten Weltkrieg organisierte sie sich bündisch und artikulierte sich in weltanschaulicher Vielfalt, permanenten Neugründungen und Abspaltungen, wechselnden Mitgliedschaften, Aus- und Übertritten. Der Druck der nationalsozialistischen Politik führte nach 1933 zunächst zu einem Anstieg der Mitgliederzahlen in der jüdischen Jugendbewegung und zur Konsolidierung der zionistischen Bünde. Diese waren herausragend an der Organisation von Emigration und Flucht tausender Jugendlicher aus Mitteleuropa vor allem nach Palästina beteiligt. Die Konferenz möchte ein Forum für den Austausch interdisziplinärer Forschungen in dem weitgehend marginalisierten Themenfeld jüdisch jugendkultureller Bewegungen bieten. Im Zentrum sollen Aspekte und Merkmale des Übergangs in der Zwischenkriegszeit stehen: kulturelle, politische und soziale Rahmenbedingungen, Sinnsuchen und Emanzipationsbestrebungen, transnationale Entwicklungen, Akteur*innen, Organisationen und Netzwerke sowie Fragen individueller und kollektiver Erziehung. Wir laden daher ein, Beiträge aus den Sozial-, Kultur-, Geschichts-, Politik- und Erziehungswissenschaften einzureichen. Die Konferenz wird von dem deutsch-israelischen DFG-Projekt Nationaljüdische Jugendkultur und zionistische Erziehung in Deutschland und Palästina in zwischen den Weltkriegen organisiert, das seit 2018 auf Grundlage umfangreicher Quellenerhebungen komplexe Strukturen des Transits der jüdischen Jugend in der Zwischenkriegszeit untersucht. Im Fokus stehen Erziehungsvorstellungen und -praxen national-jüdisch zionistischer Jugendkulturen im Spannungsfeld von Autonomie und Heteronomie. Die Konferenzsprachen sind deutsch und englisch. Für Vortragende können Reisekosten, Hotel-Übernachtungen und die Tagungsverpflegung in Berlin übernommen werden. Bei Interesse senden Sie bitte bis zum 1. Oktober 2020 ein Exposé Ihres geplanten Beitrages in deutscher oder englischer Sprache im Umfang von max. 500 Wörtern zusammen mit einem kurzen CV per Email an die Mitarbeiterin im DFG-Projekt Beate Lehmann: beate.lehmann(at)tu-braunschweig.deZur Bearbeitung hier klicken. |
English
The new concept of youth that emerged in Central Europe at the turn of the century had a considerable impact on the development of youth culture, and of the youth movements, of German-speaking Jews. The resulting Jewish youth culture provided new places for the transition into adulthood, as well as new perceptions of Jewishness: its cultural and religious heritage, and its implications for national, generational, and gender-based identities. The vibrant atmosphere of this youth culture instigated various conflicting visions. Consequently, it led to the formation of a variety of transnational movements, which included several generations of members, and promoted particular ideologies through distinctive educational approaches. In the wake of the Great War, these youth movements operated under the so-called bündische Jugend, a roof organization that comprised a broad variety of ideologies and reflected on the political and social conditions of the interwar years. The early years’ vivacity did not subside during the aftermath of WWI, and the activists in these youth organizations restlessly split groups, founded new ones, switched their loyalty between groups, and returned to groups they left. Yet, under the political pressure of the National Socialist Regime, the Jewish youth movements eventually consolidated after 1933. They now played an essential role in the effort of young Jews to flee the rule of Nazism and emigrate, especially on route to Palestine. This conference aims to initiate a thorough interdisciplinary exchange on the history and the vital impact of the Central European Jewish youth culture and its youth movements. The main focus will be on various aspects of transit and transition during the interwar period, e.g. the cultural, political, and social frameworks in which they took place; the search for meaning in the movements; the discussion of emancipation in them; the transnational developments, agents, organizations and networks that characterized their activities; and the endeavors to conceptualized approaches to individual and collective education within this context. We therefore welcome papers from a wide variety of perspectives: social science, cultural studies, history, political studies and education. The conference is organized by a German-Israeli DFG project that, based on extensive archival researches, examines the complex structures that informed the transit and transfer of Jewish youth cultures in the interwar period, with focus on the discussions and practices of education in the National Jewish and Zionist youth culture. The conference languages will be German and English. The speakers’ travel expenses and accommodation will be covered. Please send a title and an abstract (max. 500 words), as well as a short CV in German or English by October 1, 2020, to Beate Lehmann: beate.lehmann(at)tu-braunschweig.de |
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In Zusammenarbeit mit
DFG-Forschungsprojekt: „Zwischen Alija und Flucht. Jüdische Jugendbünde und zionistische Erziehung unter dem NS-Regime und im vorstaatlichen Israel 1933–1945.“
Projektleitung: Prof. Dr. Ulrike Pilarczyk, +49 (0) 531-391 8807, ulrike.pilarczyk(at)tu-bs.de Technische Universität Braunschweig | Institut für Erziehungswissenschaft © 2023 |